Immer wieder wird behauptet, dass mit einer längeren Pilgerreise auch chronische Erkrankungen plötzlich verschwinden. Auf sowas zu vertrauen ist einfach nur Leichtsinn. Selbstverständlich besitzt der menschliche Körper enorme Selbstheilungskräfte, doch wie, wo und wann die aktiv werden, ist nicht beeinflussbar. Man tut gut daran, nicht auf Wunder zu vertrauen und den Ratschlägen des eigenen Arztes zu folgen.
Das Thema "kleine Verletzungen" wird weiter unten ebenfalls behandelt.
Dauermedikamente
Es ist nicht ungewöhnlich, dass man ein bestimmtes Medikament jahrein und jahraus regelmässig einnehmen muss. Daran ändert eine längere Reise in der Regel nichts. Für alle diese Medikamente, ob Blutdrucksenker, Gerinnungshemmer oder sonst ein Medikament gilt folgende Empfehlung:
Die doppelte Menge mitnehmen, als man für die geplante Dauer der Reise braucht. So hat man immer eine zeitliche Reserve, um bei unvorhergesehenen Ereignissen den Nachschub zu organisieren.
Von all diesen Medikamenten macht man ein Foto der Verpackung. Weiter scannt man auch das Rezept, welches der Arzt zum Bezug des Medikaments ausgestellt hat. Beides legt man in einem Internet-Cloudspeicher (z.B. Google Drive) ab. So kann man auch bei einem Totalverlust des Reisegepäcks einem Arzt erklären, auf welche Wirkstoffe in welcher Dosierung man angewiesen ist. In andern Ländern können Medikamente mit denselben Wirkstoffen und denselben Dosierungen auch mal andere Namen tragen. Mit den Angaben auf der Medikamentenverpackung kann aber ein Arzt einen passenden Ersatz verschreiben.
Bei kritischen Medikamenten. Insbesondere jenen, welche in gewissen Ländern vom Gesetz her sehr restriktiv behandelt werden, ist es ratsam, eine Kopie des Rezepts mit Stempel und Unterschrift des behandelnden Arztes im Gepäck mitzuführen. Zu schnell wird man sonst unschuldig zum kriminellen Drogenschmuggler.
Reisemedikamente
Da jeder Körper individuell reagiert, sollte man nicht einfach beliebige Medikamente zu einer Reiseapotheke zusammenstellen. Den eignen Arzt fragen und sich ergänzend noch Rat in der Apotheke holen, ist der richtige Weg zur persönlichen Reiseapotheke. Unterwegs, mit Medikamenten zu experimentieren, die man noch nie zuvor verwendet hat und von denen man gar nicht weiss, ob man sie auch verträgt, ist fahrlässig. Deshalb sollte man auch keine Medikamentenliste aus dem Internet abschreiben und damit auf Einkaufstour gehen. Die guten Ratschläge von "Reiseexperten" sind leider nicht immer so gut, wie sie angepriesen werden. Die mögliche Wechselwirkung zwischen verschiedenen Medikamenten bei gleichzeitiger Anwendung muss man unbedingt kennen, wenn man nicht ungewollt aus einem kleinen Problem ein grosses Problem machen will.
Im Zweifelsfall immer den eignen Arzt und den Apotheker noch einmal fragen.
Nahrungsergänzungsmittel
In der Selbstbedienung des Supermarkts sind sie alle zu finden. Nach eigenem Gutdünken kann man sich gegen viele Leiden selber behandeln, solange es sich nicht um eine ernsthafte Erkrankung handelt. Ob tatsächliche Wirkung, oder ein eingebildeter Placebo-Effekt zum Tragen kommt, ist nicht immer eindeutig erkennbar. Häufig verwendet werden:
ACHTUNG
Rezeptfreie und in ihrer Wirkung eigentlich unbedenkliche Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel können in Kombination miteinander und besonders in Kombination mit Dauermedikamenten zu schweren Komplikationen führen. Wer Medikamente, für die ihm ein Rezept ausgestellt wurde, einnehmen muss, sollte daher unbedingt den Arzt fragen, welche Kombinationen gefährlich sind.
Spezialfall Antibiotika
Alexander Fleming hat 1928 das Penizillin entdeckt. Seither sind Antibiotika unverzichtbar. Bedauerlicherweise haben sich aber bei den krank machenden Erregern solche entwickelt, die gegen Penizillin resistent sind. Um nicht ungewollt weitere resistente Erreger zu schaffen, sollte nur ein ausgebildeter Arzt solche Medikamente einsetzen. Jeder Patient ist gleichzeitig in die Verantwortung mit einbezogen, um die Bildung neuer Resistenzen zu verhindern. Dazu sind alle Anweisungen über Dosierung und Dauer der Einnahmen sklavisch zu befolgen.
Antibiotika sollte man deshalb ausschliesslich sich über einen Arzt verschreiben lassen und nicht über zweifelhafte Verkaufskanäle beschaffen.
Naturmedizin
Wer sich routiniert mit aus der Natur stammenden Produkten, die er bestens kennt, erfolgreich behandelt, kann das unterwegs so beibehalten. Man kennt die Wirkung und erkennt, wenn etwas nicht so verläuft, wie man es gewohnt ist. Damit hat man jederzeit auch die Möglichkeit, zu reagieren.
Bei einem medizinischen Problem unterwegs auf Empfehlung irgendeiner Person, mit eventuell sogar selbst hergestellten Produkten aus der Naturmedizin zu experimentieren kann gefährlich werden. Medizinprodukte, hergestellt aus Kräutern, die spontan aus der Natur gewonnen wurden, sind mit Risiken behaftet. Die darin enthaltene Wirkstoffmenge ist undefiniert, da kein messtechnischer Vorgang zu deren Bestimmung erfolgte. Man dosiert somit im Blindflug, ohne zu wissen, ob die Dosierung passt oder nicht. Nur weit abseits einer modernen medizinischen Versorgung und in einem ernstzunehmenden Notfall sollte man deshalb überhaupt erwägen, ob die Naturmedizin einen gangbaren Ausweg bietet. Naturmedizin als Neuling ohne eigene, persönliche praktische Erfahrungen anzuwenden ist in allen anderen Fällen nicht angebracht.
Kleiner Verletzungen sind auf längeren Reisen nichts Ungewöhnliches.
Vorbeugend hat man daher dafür gesorgt, dass der Schutz einer Starrkrampf Impfung noch aktiv ist. Die modernen Impfstoffe wirken inzwischen über mehrere Jahre hinweg.
Eine oberflächliche Verletzung, z.B. eine Schürfung, sollte man so schnell wie möglich reinigen. Sauberes Wasser aus der Mineralwasserflasche ist dafür ausreichend steril und in jedem Fall besser, als der Dreck von der Strasse. Anschliessend kann man immer noch ein Desinfektionsmittel auftragen.
Klaffende Schnittverletzungen muss man meist nähen lassen. Daran führt eigentlich kein Weg vorbei, denn auf einer Reise ist die mechanische Belastung einer klaffenden Wunde zu gross, um sie mit einem Heftpflaster dauerhaft zu verschliessen.
Kann man nicht innerhalb kurzer Zeit eine stark klaffende Wunde vernähen lassen, kann man die Wunde mit Steri-Strip™ Wundverschlussstreifen verschliessen. Diese Klebstreifen haften sehr gut, können aber auf längere Zeit eine Wunde nur dort ausreichend fixieren, wo sie nicht durch Bewegungen dauern belastet wird. Kleine Schnittwunden heilen in wenigen Tagen, tiefe Wunden benötigen etwa 14 bis 21 Tage bis zur Heilung. Bei einer tiefen Wunde sollte man deshalb den Arzt fragen, wie diese auf der Weiterreise zu versorgen ist.
Eine Blase am Fuss ist eine mechanische Hautschädigung, die sich Sie durch Wärme und Reibung unter Druck nach längerer Belastung in nicht passendem Schuhwerk bilden kann. Es verschiebt sich die obere gegen eine tiefere Hautschicht, bis sich diese beiden voneinander lösen und sich der entstandene Hohlraum mit Gewebsflüssigkeit füllt.
Therapie: Geschlossene Blasen nicht eröffnen! Wenn die Blase bereits offen ist, mit antiseptischem Wundspray desinfizieren und abkleben (Blasenpflaster oder Tape).
Muskelkater entsteht durch mikroskopisch kleine Muskelfasereinrisse, in welche sich Gewebsflüssigkeit einlagert. Daraus entsteht eine schmerzhafte Muskelschwellung. Diese Schwellung muss wieder abheilen, damit die Schmerzen verschwinden.
Es handelt sich also nicht, wie oft vermutet, um eine mit Übersäuerung des Muskels durch Lactat.
Muskelkater behandelt man mit kalt/warm Wechselpackungen, warmen Bädern sowie Sauna und Dampfbad.
Entzündungshemmende Salben lindern den Schmerz etwas. Keinesfalls intensiv dehnen oder als Therapie belasten. Der Muskel sollte nicht unnötig belastet werden, damit die Muskelfasereinrisse ausheilen können.
Lange Wege, die man manchmal auch zu zweit zurücklegt, lassen Menschen einander näher kommen. Dass man unterwegs jemand kennenlernt, den man auch lieben lernt, hat man bei der Abreise eigentlich gar nicht in Erwägung gezogen. Und doch geschieht das immer wieder. Besonders die Jakobswege sind sogar als Ehestifte inzwischen bekannt. Man hat ausreichend Zeit und Gelegenheit, auch die Gemeinsamkeiten nebst dem Weg zu entdecken. Kommt man sich dann ganz nahe, will man nicht unbedingt schon unterwegs Nachwuchs zeugen. Es ist daher auch nicht falsch, wenn man sich mit dem Thema Empfängerverhütung schon beim Zusammenstellen des Reisegepäcks befasst. Unterwegs solch ein Problem zu lösen und das auch noch in einer Fremdsprache, kann von schwierig bis peinlich werden.
Guten Tag
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Herzliche Grüsse
Ihr Camino Europe Team